Auf die LittleFoot Vpower wurde ich durch Diskussionen in diversen Astronomie-Foren aufmerksam. Für eine kommerziell angebotene Steuerung mit ähnlicher Ausstattung muss man schon mal an die 1000€ hinzublättern. Da ist es sehr verlockend für unter 100€ eine selbst zu bauen. Besonders, wenn Selbstbauern im Support Forum kompetent geholfen wird.
Das Äußere ist recht unscheinbar, aber praxisorientiert. Auf Beschriftung und Design kann verzichtet werden. Dafür sind die Bedienelemente intuitiv erfassbar und mit Handschuhen bedienbar. Wichtig, da Hobby-Astronomie im Dunkeln und auch gerne mal bei winterlichen Minusgeraden stattfindet. Einzig die LED gibt 2-farbig Rückmeldung über den Betriebsmodus.
Zusammengelötet war das Gerät an einem Abend. Das Gehäuse zu bearbeiten, Anschlusskabel für Versorgungsspannung, Motoren und ein Null-Modem-Kabel , haben genau so lange gedauert. Ein Aufspielen der Firmware war nicht erforderlich, da ich einen Basisbausatz gekauft hatte, der neben schwer erhältlichen Bauteilen die Platine mit dem rückseitig bereits bestückten Controller samt Firmware enthielt.
Die inneren Werte: unter der Haube werkelt als zentraler Controller ein Atmel ATMEGA162. Er kommuniziert mit einem Atmel AT89C2051, der für die Auswertung der Bedienelemente und die Ansteuerung der LED zuständig ist. Über einen MAX232 Baustein erfolgt die serielle Kommunikation mit dem PC, um Montierungsparameter einzustellen oder die Steuerung per LX200 Protokoll als Slave zu nutzen. Letzteres erlaubt Planetariumssofware als User-Interface mit Goto-Funktion zu dienen. Als Motortreiber für Schrittmotoren kommen 2 L6207N Treiber zum Einsatz.
Der Zusammenbau: problemlos. An der ein oder anderen Stelle könnte man die Bauteilbestückung anders gestalteten, aber es geht auch so und alles passt ins Gehäuse. Zugeschraubt, Spannung angelegt, LED leuchtet - ein erstes Hochgefühl (keine Rauchentwicklung).
Über zwei Trimmer wird der benötigte Motorstrom für Normalbetrieb und schnellen Vorlauf (Boost) eingestellt - der einzige Arbeitsschritt, bei dem ein Messgerät erforderlich ist. Nach dem Anschluss der Vpower via Null-Modem-Kabel an einen seriellen Port des PCs, habe ich die Parametrisierungssoftware V4 Control aufgespielt. Nach Eingabe der Getriebeübersetzungen der Montierung und Übernahme in die Steuerung konnte der praktische Einsatz beginnen.
Vorab ein "Trockenlauf" in der Werkstatt:
Praxis: An meiner Celestron ADM angeschlossen - geht!
Der Rektaszensionsmotor surrte in der richtigen Geschwindigkeit vor sich hin, der Deklinationsmotor wie üblich nach Tastendruck. Auch die anderen Funktionen, wie z:b. schnelle Vor- und Rückwärtsbewegungen in 2 unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen, funktionierten tadellos.
Mit Hilfe von V4 Control kann man die Stufen einstellen und so herausfinden, was die Motoren maximal an Schrittfrequenz mitmachen.
Fazit: der Zusammenbau hat sich für mich gelohnt. Es hat Spaß gemacht, ich habe viel dabei gelernt und bezahlbar war es auch.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Folgende Schwächen sind mir aufgefallen:
Spannungsregler und Motortreiber könnten einen Kühlkörper vertragen, wenn man die maximal lieferbare Stromstärke ausreizen möchte. Dafür müsste die Bestückung optimiert werden. Andererseits kann man sich im Winter gut die Hände daran wärmen ;-).
Der Hohlstecker für die Stromversorgung kann bei leichtem Zug am Kabel rausfallen. Das kann man leicht beheben, wenn man die Motorkabel und das Stromversorgungskabel nahe an der Handbox mit Klebeband oder einem Kabelbinder zusammenfasst. Wenn noch ein PC mit angeschlossen ist, hängen 4 Kabel an der kleinen Handbox, was die Handhabung etwas unkomfortabel macht.
Ergo, irgendwann hat es trotz problemlosen Betrieb in den Fingern gejuckt, die Schwächen zu beseitigen. Da es mittlerweile ein aufsteckbares Display, eine SD-Karten Option für Goto-Bilbliotheken, ein Prozessorupgrade, ein Echtzeitmodul und eine GPS-Option gab, lag es nahe, das Gerät zu überarbeiten oder zu verkaufen und von vorne anzufangen. Also letzteres ;-)