Montag, 28. April 2014

Umrüstung eines RC-Car Akkus - oder: Wertschöpfung am Akku

Wer Akkus für sein RC-Car benötigt muss mitunter tief in die Tasche greifen. Wie die Preise jedoch bei manch einem Händler zu rechtfertigen sind, blieb mir bisher verschlossen.

Mit etwas Eigeninitiative, z.B. durch einen selbst ausgeführten Wechsel der Steckverbindung, können einige Euro gespart werden.

Hier zum Beispiel bei einem NiMH-Akku mit 7 Zellen und einer Kapazitäz von 4200 mAh. Dieser Akku wird - Stand 28.4.2014 - bei einem Händler (der Name ist unerheblich ;-) ) in folgenden Konfigurationen angeboten:

  • mit T-Buchse für 18,84 €
  • mit Traxxas-Buchse für 44,95 €
  • mit Tamiya-Stecker für 44,95 €

Da die Akkus immer vom selben Typ sind, müssen die Traxxas-Buchsen und Tamiya-Stecker offenbar extrem teuer oder unheimlich aufwendig anzubringen sein [Ironie beabsichtigt].

Leider brauche ich diese extrem wertvollen Tamiya Stecker. Die Stecker erhält man beim selben Händler - erstaunlicherweise - im 5er Pack zu 3,45 €.


Die folgenden Schritte habe ich für jeden Leiter nacheinander durchgeführt, um unbeabsichtigte Kurzschlüsse zu vermeiden.
Die Steckerbelegung beachten! Der Tamiya Stecker ist asymetrisch, um eine Verpolung zu vermeiden: der Plus-Kontakt gehört in die quadratische Öffnung, der Minus-Kontakt in die bogenförmige:

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ATamiya_Connector.gif

  • Leiter von der T-Buchse abtrennen und abisolieren. 
  • Leiter mit Einzelkontakt verlöten und Zugentlastung quetschen. 
  • Einzelkontakt in das Steckergehäuse schieben. 

Nach Abschluss der Arbeit, also 10 Minuten später (mit Anheizzeit des Lötkolbens) hat man einen Akku der in der Anschaffung 22,29 € gekostet hat und beim Händler für 44,95 € angeboten wird. 

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!


Der Schelm hat durch diese kleine Maßnahme 22,66 € pro Akku gespart und noch Stecker übrig, um weitere Akkus umzurüsten. 

Sonntag, 6. April 2014

Innenansichten: Wii Controller - Original vs. Imitat


L: Imitat, R: Original
Vor mir lag ein Controller für die Nintendo Wii mit einer Macke und Made in Irgendwo (habe keinen Ursprungshinweis gefunden). Der Händler hatte mir ohne weitere Umstände Ersatz geliefert und auch das defekte Teil überlassen. 

Und da auch noch ein 3x so teurer original Wii Controller RVL-036 vorhanden war, lag ein Vergleich nahe.


Die Äußerlichkeiten:

Wäre nicht die unterschiedliche Beschriftung, könnte man Original und Imitat auf den ersten Blick kaum unterscheiden. Beim Original ist die Schrift kontrastreicher, das Gehäuse eine Nuance dunkler, als beim Imitat.

Ein Dreh zur Seite offenbart einen offensichtlichen Unterschied: das Original ist mit CE-Kennzeichnung versehen.


L: Imitat, R: Original

Beim Halten in der Hand, hatte ich den Eindruck, dass das Imitat etwas leichter ist. Ein Blick auf die Waage:



... das Original wiegt satte 10% mehr. Warum?

Nach öffnen der Batteriefächer zeigten sich weitere Unterschiede. 


L: Imitat, R: Original

Das Imitat ist mit Kreuzschlitzschrauben verschlossen, während das Original mit Y-Schlitzschrauben das Öffnen erschweren möchte. Dafür hat letzteres eine "Nintendo"-Prägung und ein Typenschild.

Dem Öffnen können beide Geräte nicht lange trotzen. Neben den 4 Verschraubungen, sind die Gehäuse im vorderen Drittel seitlich geklemmt. Hier muss mit sanfter Gewalt gehebelt werden. Bei YouTube finden sich einige Tutorials zum Vorgehen.
Beim Imitat löste sich die Klemmung sprunghaft, da ein Klemmbügel abriss, und verteilte die Tasterkappen großzügig im Raum (Taste "1" harrt immer noch in seinem Versteck aus oder hat die Flucht in den Staubsauger angetreten). 

Die inneren Werte:


L: Imitat, R: Original

Beim Imitat ist der Lautsprecher lose und von minderer Qualität. Im Betrieb hörte er sich stets scheppernd und überlastet an. Das Original hat einen deutlich besseren Lautsprecher, der fest verankert ist und eine hochwertigere Membran besitzt. Die Gehäuseöffnung ist zudem mit einem Schutzvlies abgedeckt.
Der Lautsprecher dürfte für einen wesentlichen Teil des Gewichtsunterschiedes verantwortlich sein.

Das Platinenlayout und die verwendeten Bauelemente sind stark abweichend.
Beim Imitat ist neben einem 24 MHz Quarz ein Invensense MPU-6050C (Nr. 1 im Foto) verbaut. Dies ist ein Chip mit 3-Achs Gyroskop, Accelerometer und Temperatursensor (wird nicht genutzt). Er misst der Controllerbewegungen in Richtung und Beschleunigung und gibt diese per I2C Anbindung an den Controller weiter.
Bei Original befindet sich an gleicher Position (2) ein Accelerometer Type 34M2 2116. Ein Datenblatt war nicht zu finden. Gleiches trifft auf den Controller an Position (3) zu, mit RVL-IG A 410 beschriftet - vermutlich speziell für Nintendo produziert.
An Position (4) befindet sich ein IC mit der Aufschrift "126 475A". Es trägt das Logo der Firma Microchip. Aber auch hierfür war kein Datenblatt auffindbar.

Die Rückseite:
Bei den unteren Gehäusehälften weist das Imitat deutlich weniger versteifende Elemente auf (die fehlenden sind im Foto gelb markiert). 


Oben: Original, Unten: Imitat

Bei der Platine sind von Links nach Rechts: die Infrarot-Camera, der B-Taster, der Vibratorionsmotor und jenseits der Batterieklemmen Spannungsstabilisierung, Sync-Schalter und Nunchuk-Anschluss. 


Oben: Original, Unten: Imitat

Der Bereich zwischen Vibrator und Batterieklemmen:


L: Imitat, R: Original

Das Imitat:

(1) RDA 5875Y
Ein Bluetooth-Chip für die Verbindung zur Wii. Der orange Pfeil im Foto zeigt auf die Antenne an Pin 19. Die Kommunikation erfolgt wieder über I2C. 
Direkt pberhalb befindet sich ein 26 MHz Quarz.

(2) FT24C32A
Ein EEPROM Speicher mit 4 kByte und I2C Anbindung

(3) Ein "black blob"
... der Controller: ohne Bezeichnung, ohne Hinweis auf die integrierten Features. So macht man Nachbauten nachbausicher ;-)



Das Original:

(4) ST 464WP
Ein EEPROM Speicher mit 8 kByte und I2C Anbindung

(5) ITG-3270
Ein 3-Achs Gyro mit I2C von Invensense

(6) BCM 2042A
Ein Bluetooth-Chip von Broadcom. Er enthält auch einen integrierten 8051 Controller, RAM und ROM Speicher.

(7) BU8849FV
Über diesen Chip sind keine Daten zu finden. Verschiedene Quellen mutmaßen, es könne sich um einen Audio-Chip handeln.

Unter der B-Schalter Abdeckung: nichts wesentliches...


L: Imitat, R: Original

... lediglich beim Imitat erkennt man, dass die Bluetooth-Antenne auch dort bis zur λ/2-Länge ausgeführt wurde. Beim Abklemmen der Abdeckung hat sich beim Imitat eine Haltenase verabschiedet.

Die IR-Cam 
... erfasst die Ausstrahlungen zweier IR-LED Reihen, die sich in der IR Sensorleiste befinden.




Daraus wird die ein Zeiger errechnet dessen virtuelle Spitze auf dem Bildschirm als z.B. zeigende Hand dargestellt wird und zur Navigation durch die Wii Funktionen dient.

Die Original IR-Cam hat ein I2C Interface und ist deshalb interessant zur Zweckentfremdung. Im Internet finden sich dazu mehrere Anleitungen, z.B. bei http://www.instructables.com


Auch die IR-Cam des Imitats hat eine I2C. Lediglich der die "Verpackung" ist nicht so gelungen, wie beim Original. U.a. ist auf der Rückseite der Cam-Platine ein "black blob" zu finden.



Das Original ist mittlerweile wieder zusammengebaut und funktioniert einwandfrei.

Warum das Imitat nicht richtig funktionieren möchte ist mir nach wie vor ein Rätsel. Als Lieferant für interessante Bauteile kommt es jedoch durchaus noch in Frage - sofern diese ordnungsgemäß arbeiten.
Der Preis des Imitates lag bei etwa 20 € inkl. Nunchuk. Das verbaute MPU-6050 übersteigt diesen Preis bereits. Auch Bluetooth, Vibrationsmotor, Nunchuk-Buchse und die Cam könnten durchaus eine weitere Verwendung wert sein. Den Lautsprecher und das Gehäuse kann man ohne Reue entsorgen.