In diesem Fall handelte es sich um einen Miele S5 EcoLine green (Modell S 5211), der mit seinem 1200 W Motor bisher eher leise auftrat.
Die erste Aufgabe bestand - wie so oft - darin, einen Weg zum Öffnen des Gehäuses zu finden. Nach öffnen des Staubbeutelfachs und Abnahme des Abluftfilterhalters waren bereits fünf T20-Schrauben zugänglich und konnten entfernt werden.
Ein magnetisierter Schraubendreher war hilfreich, um die Schrauben aus den tiefen Schraubenschächten zu heben.
Weitere zwei Schrauben befanden sich unter der hinteren Zierleiste. Die Kappen der beiden Fußtasten mussten vorsichtig abgehebelt werden. Dabei die Kappen etwas seitwerts wegdrücken, damit die Plastiknasen der Befestigung nicht abbrechen (ist mir beim Einschalter leider passiert).
Nun konnten die seitlichen Clips der Zierleiste nach innen gedrückt werden, und die Abdeckung konnte entfernt werden.
Weitere zwei Schrauben sind damit erreichbar, ...
... nach dessen Lösen sich das Oberteil des Gehäuses abnehmen ließ.
Auf einem Kunststoffträger ist die Drehzahlsteuerung untergebracht. Der Träger kann nach oben abgezogen werden.
Die Steuerung besteht aus einem ST62T00C Mikrocontroller. Über den Trimmer und den internen A/D-Wandler erfährt er, welche Drehzahl gewünscht ist und steuert einen Triac an, der den Motor mit entsprechender Energie versorgt. Der Triac ist jedoch nicht auf dieser Platine zu finden, sondern befindet sich direkt im Motorgehäuse. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Phasenanschnittsteuerung, wie sie auch in Dimmern eingesetzt wird.
Weitere drei Schrauben konnten gelöst werden, ...
und nach dem Abdrücken der seitlichen Verriegelung, konnte die Motorabdeckung abgehoben werden:
Unter der Filzabdeckung kam der Motor zu Vorschein. Sein Aussehen ließ die Vermutung zu, dass hier eine Flüssigkeit ihr Werk vollbracht hat.
Seitlich am Motor befindet sich der Motorstecker: einfach abzeihbar.
Der Motor kann aus seinem Lager gehoben werden.
Das Typenschild - sofern ein neuer Motor erforderlich wäre:
Die Gummipuffer und die Blechabdeckung wurden abgenommen.
Die Schraube des Lüfterrades hat ein Linksgewinde. Die Mutter läßt sich also mit dem Uhrzeigersinn öffnen.
Unter dem Lüfterrad, vier weitere Schrauben zum Öffnen des Motorgehäuses:
Und schon zeigte sich die Misere: Oxidation!
Läufer und Kohlen können einfach herausgezogen werden.
Das Lager auf der Läuferachse rechts ließ sich nur noch widerwillig drehen - vermutlich die Ursache der "Düsentriebwerksgeräusche".
Die Lager mussten also getauscht und die Oxidation mittels Kontaktreiniger beseitigt werden.
Mit einem Abzieher konnten die alten Lager entfernt werden.
Verbaut sind 8x22x7 mm Lager, die ich durch entsprechende staubdichte Rillenkugellager ersetzte.
Die neuen Lager wurden mit dem Schraubstock und einer 8 mm Nuss aufgedrückt. Die Nuss sorgte dafür, dass die Kraft des Schraubstockes nur auf den Innenring des Lagers übertragen wurde. Andernfalls läuft man Gefahr, dass das Lager beschädigt wird. Ein entsprechend zugeschnittenes Rohrstück hätte den gleichen Zweck erfüllt. Wichtig ist nur, dass der Innendurchmesser dieser "Drückhilfe" den Durchmesser der Achse nicht wesentlich überschreitet und eine gleichmäßige Kraftübertragung auf den Innenring gewährleistet ist.
Danach wurde der Läufer und die Kohlen wieder eingesetzt, wobei darauf zu achten ist, das die Kontaktlaschen der Kohlehalter in die dafür vorgesehenen Buchsen geführt werden.
Hier noch ein Bild mit dem Triac der Motorsteuerung (Kühlfahne des TO-220 Gehäuses):
Zuschrauben geht schneller, als öffnen.
Ein erster Test, nachdem die Motorabdeckung aufgesetzt war, ließ bereits erkennen, dass der Lagertausch erfolgreich war. Die Geräuche waren deutlich angenehmer und sogar leiser, als vor dem Lagerschaden.
Fazit:
Der normale Haushaltsstaubsauger mag keine Flüssigkeiten ;-)
Abgesehen davon, hat die Reparatur zwei Tage gedauert. Die Arbeitszeit betrug zwar nur ca. 1,5 Stunden, aber die Lager und den Abzieher musste ich bestellen und darauf warten. Die Materialkosten beliefen sich auf 2 € für die beiden Lager und 28 € für den Abzieher. Verglichen damit, hätte ein generalüberholter Motor mit rund 80 € zu Buche geschlagen.